Wie schon im letzten Artikel über den Einstieg nach der Saisonpause erwähnt, ist mein Training aktuell sehr kraftlastig aufgebaut. Da dazu auch schon die ersten Fragen kamen, möchte ich in einer kleinen Serie von Artikeln etwas näher darauf eingehen wie die Krafteinheiten konkret aufgebaut sind, was es jeweils zu beachten gibt und was sich jedermann davon in sein Training integrieren kann. Anfangen will ich dabei mit dem Klassiker: Berganläufe.
Eigentlich jeder Spitzenläufer absolviert in seiner Vorbereitung Berganläufe. Sie bilden seit Jahrzehnten einen festen Bestandteil in jeglicher Literatur über Trainingsmethodik. Dennoch glaube ich, dass viele, gerade im Breitensport-Bereich, dieses Trainingsmittel in seiner Wirkung noch unterschätzen oder schlicht auch einfach “Angst” davor haben, da sie nicht genau wissen was sie wann wie tun müssen. Dabei ist das ganze eigentlich recht simpel.
Wann kann ich Berganläufe machen?
Zeitlich sollte man das Training am Berg schon recht früh in der Vorbereitung beginnen, am besten nach kurzer Eingewöhnung schon direkt nach der Saisonpause. Die Trainingsphase, in der Berganläufe den Hauptschwerpunkt bilden können, ist sehr lang. Zu empfehlen ist aber eine Wiederholung von mindestens 2×2 Wochenblöcken mit 1-2 Einheiten pro Woche, um das Training überhaupt erst wirksam zu machen.
Was brauche ich dazu?
Einen Berg. Das wars. 😉 Im Prinzip gibt es darüber keine großen Geheimnisse. Der Berg sollte anspruchsvoll, aber noch gut laufbar sein. Es empfiehlt sich zur Schonung der Gelenke ein relativ weicher Untergrund, also beispielsweise ein Schotterweg. Asphalt würde ich meiden.
3 Regeln zum Bergantraining
- Das Tempo spielt keine Rolle. Beim Bergtraining steht die Kraftentwicklung im Vordergrund. Es ist dabei nahezu egal wie schnell ihr lauft. Flüssig flott, aber lasst die Stoppuhr zuhause. Ein guter Kontrollmechanismus stellt sich von allein ein: ihr solltet in der Lage sein den Rückweg zu traben, nicht zu gehen.
- Technik! Im Zuge der Kraft- und Schrittentwicklung ist es essentiell die Läufe technisch sauber zu absolvieren. Dabei kommt es vor allem auf 3 Dinge an: Kniehub, Hüftstreckung, Abdruck. Diese Komponenten könnt ihr ruhig etwas übertreiben, im Vergleich zu eurem normalen Laufstil auf flacher Strecke.
- Wählt relativ kurze Streckenmittel. Das geht einher mit 2. , da es, je länger man läuft, immer schwerer wird, einen kraftvollen Schritt aufrecht zu erhalten. Absolutes Maximum sollten 400m sein, für den Anfang eher 100-200m.
Beispielprogramme
Nachfolgend nur ein paar Beispiele für euch. Im Prinzip kann das Ganze aber nach Lust und Laune kombiniert werden.
10-20x200m oder 10-15x300m oder 5×300-5×200-5x100m, anfangs mit Serienpause (runter gehen) nach 5 Läufen. Auch Varianten wie 2x (400-300-200-100m) sind denkbar. Das habe ich beispielsweise heute Morgen gemacht. Einen Einblick dazu könnt ihr in nachfolgendem Video bekommen.
Ihr seht auch schon, dass man Berganläufe auch mit beliebigen anderen Kraftformen verbinden kann. Die Treppen am Ende der Serien stellen für mich noch einen höheren Reiz dar. Man sollte aber bedenken, dass ich schon seit Jahren regelmäßig Bergtraining absolviere und das schon eine relativ fortgeschrittene Variante ist. Zumal in den nächsten Wochen auch noch der ein oder andere Durchgang dazu kommen wird. 😉
Laufen mit Gewichten am Fuß?
Mir wurde schon häufiger die Frage gestellt, ob man im Zusammenhang mit Berganläufen auch Gewichte an Händen oder Füßen mit sich führen kann/sollte. Hierbei sollte man sich immer die Frage stellen wieso man das machen will. Laufen mit Gewichten an den Füßen erschwert es ungemein (gerade bergan!) mit sauberer Technik, also mit ordentlicher Hüftstreckung und Kniehub zu laufen. Gleichzeitig stell dies aber auch den Kraftreiz dar, da es eben schwerer ist das Bein zu heben und die entsprechende Muskulatur dabei gestärkt wird. Dies würde ich also nur dann empfehlen wenn man sich wirklich absolut sicher ist, dass die eigene Lauftechnik und -kraft auf einem Niveau ist, dass es zulässt auch mit dieser Erschwernis “ordentlich” zu laufen. Das Tempo spielt dabei dann überhaupt keine Rolle; es geht lediglich um ein Krafttraining. Die Streckenmittel sollten entsprechend kurz gewählt werden – ich würde für mich selbst sagen: niemals länger als 300m. Wichtig ist auch, nicht zu viel Gewicht zu nehmen. 1-2kg pro Bein reichen denke ich für die meisten völlig aus. Ich gehe maximal auf 3kg und habe übrigens diese Gewichtsmanchetten hier im Einsatz. Ich empfinde sie als sehr angenehm, da ich hier keine Probleme mit Blasen etc habe. Das ist aber natürlich mein persönlicher Eindruck! Versuch macht kluch. 🙂
Laufen mit Gewichten am Arm?
Mit Gewichten in der Hand zu Laufen ist eine völlig andere Geschichte. Wieso sollte man das tun? Man hat zwar insgesamt etwas mehr Masse, aber das wird für die Beine recht wenig Unterschied machen. Dennoch bin ich der Meinung, dass diese Variante, vor allem im Hobbysportbereich, noch gewinnbringender ist als die Gewichte an den Beinen. Wieso? Nun, am besten ihr nehmt einfach mal – für den Anfang – zwei kleine 0,5l Wasserflaschen (möglichst randvoll und ohne Luft um Unwuchten zu vermeiden) in die Hand und lauft einfach mal zügig los. Ich denke ihr merkt sofort wo der Hase lang läuft. Lest am besten erst nach diesem Test weiter…. 😉
Für die Ungeduldigen hier die Auflösung: Die Gewichte am Arm bzw. in den Händen bringen euch gewissermaßen aus dem üblichen Gleichgewicht und veranlassen euren ganzen Oberkörper (nicht nur die Arme) diese neuen Gewichte auszugleichen. Folglich aktiviert ihr unbewusst Bauch- und Rückenmuskulatur, was wiederum für eine bessere Position beim Laufen sorgt. Achtet dabei darauf die Arme möglichst aktiv mitzuschwingen und sie einigermaßen parallel zum Körper mitzuführen. Das mag am Anfang recht schwer sein, sorgt aber nach mehrfacher Anwendung dafür, dass ihr auch ohne die Gewicht einen aktiveren Armeinsatz und einen stabileren Oberkörper beim Laufen habt. Das verbessert eure Ökonomie und wirkt auch verletzungspräventiv. Wählt vor allem zu Beginn die Streckenmittel nicht zu lang und legt die Gewichte zwischendurch ab um euch daran zu gewöhnen. Als Gewichtsmanchetten bieten sich übrigens die gleichen an wie für die Beine. Ich nehme sie am liebsten in die Hand.
Ich hoffe ihr habt wieder ein paar Tipps für euer Training mitgenommen und kommt vielleicht dazu das ein oder andere auszuprobieren. Ich freue mich natürlich immer über jegliches Feedback, sowie über Fragen und Anregungen zu dem Blog oder dem behandelten Thema.
In den nächsten Tagen und Wochen werde ich dann noch andere Kraftinhalte wie beispielsweise Sprünge und Training mit Gewichten thematisieren. Stay tuned! 😉
#RUNGINEERING